Kunstrasen: Alles im grünen Bereich?

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    Aachener Nachrichten
     
    Samstag 15. Oktober 2016
     
    LOKALES STOLBERG; Sportplätze in Stolberg; S. 15
     
    1042 Wörter
     
     
    Kunstrasen: Alles im grünen Bereich?;
    Nach Debatte um gefährliche Stoffe in Gummi-Granulaten : Stolberger Fußballvereine und Hersteller geben Entwarnung.
     

     

     

    Von Sarah-Lena Gombert

     

    Stolberg. Ist das Gummi-Granulat auf Kunstrasenplätzen in Stolberg eventuell gesundheitsgefährdend? In den Niederlanden hatte ein Toxikologe der Universität Utrecht jetzt Bedenken geäußert, dass das Material sogenannte Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) beinhalten könnte. Und diese PAK gelten als vermutlich krebserregend.

     

    Seit einigen Jahren gibt es in der Stadt Stolberg mehrere Vereine, die Kunstrasenplätze betreiben und bespielen: Der VfL Vichttal, die SG Stolberg, der FC Stolberg und der SV Breinig. Auch hier ist das Thema bereits angekommen. Sorgen darüber, dass das Spielen auf den Plätzen gesundheitsgefährdend sei, machen sich die Stolberger Vereinsvorsitzenden indes nicht.

     

    »Unser Kunstrasenplatz ist seit 2011 in Betrieb«, erklärt Michael Frey, Vorsitzender des VfL Vichttal, im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Anlage sei eine der »jüngsten Generationen« der Kunstrasenplätze. »Der Platz, das Material ist alles überprüft und wir haben darüber auch Unbedenklichkeitszertifikate. Ich gehe davon aus, dass bei uns also alles in Ordnung ist«, betont der Vereinsvorsitzende.

     

    Neue Plätze sind besser als alte

     

    Ähnliche Töne auch aus Gressenich: Axel Wirtz, Vorsitzender der SG Stolberg, erklärt auf Anfrage unserer Zeitung: »Es gibt bei den Kunstrasenplätzen enorme Preisunterschiede.« Zum einen gebe es bei den künstlichen Grashalmen, aber eben auch beim Granulat sehr verschiedene Qualitäten, die sich auch im Preis niederschlagen.

     

    »Wir haben uns damals, als es bei uns darum ging, einen Kunstrasenplatz anzuschaffen, genau umgeschaut«, sagt Wirtz. So habe man bei alten Kunstrasenplätzen der »ersten Generation«, auch hier in der Region, festgestellt, dass es dort zu einer unangenehmen Geruchsentwicklung kommt. »Da hat es zum Teil nach altem Gummi gestunken wie auf einem Autofriedhof.« Das sei für seinen Verein nicht infrage gekommen. Bei den neuen Kunstrasenplätzen, so auch in Gressenich, wo in diesem Jahr auch die Stolberger Stadtmeisterschaft ausgetragen wurde, gebe es dieses Problem mit der Geruchsbelastung nicht. »Dennoch riecht ein Kunstrasenplatz natürlich nicht wie eine frisch gemähte Wiese und auch nicht wie ein Aschenplatz«, sagt Wirtz.

     

    Unterschiedliche Grenzwerte

     

    Sowohl der Platz der SG Stolberg als auch der Kunstrasen in Breinig sind von der Firma Heiler mit Sitz in Bielefeld gebaut worden. Zur Kundschaft des westfälischen Unternehmens gehören unter anderem Bayer Leverkusen, Hertha BSC oder Fortuna Düsseldorf. Insgesamt hat die Firma nach eigenen Angaben bisher knapp 240 Kunstrasenplätze gebaut.

     

    »Die Diskussion um die Granulate gibt es immer wieder«, sagt Michael Heiler, Geschäftsführer von Heiler, im Gespräch mit unserer Zeitung. Dass bei den PAK eventuell ein Problem bestehe, sei bekannt. »Aber unsere Produkte unterschreiten alle die geltenden Grenzwerte«, betont er. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass der Grenzwert für recyceltes Granulat, wie es in Breinig und Gressenich aufgestreut ist, höher liegt als bei Neugranulat, also Material, das speziell für den Kunstrasen produziert wird.

     

    Ein Fußballspieler ist ja nicht nur auf dem Heimatrasen aktiv, sondern spielt auch auswärts. Wie sieht es also in der Region aus? In der Kaiserstadt Aachen beispielsweise hat das Thema ebenfalls zu Nachfragen geführt. Die Stadtverwaltung hat daher eine entsprechende Stellungnahme veröffentlicht. Die Stadt habe mit den Herstellerfirmen, die Kunstrasenfelder in städtischem Besitz gebaut haben, Kontakt aufgenommen. »Die Hersteller haben den Kunstrasenplätzen Unbedenklichkeit bescheinigt«, so die Aachener Stadtverwaltung.

     

    Zum einen wäre der Aufbau der Plätze in Deutschland meist anders als in den Niederlanden: In Deutschland käme meist unter die Kunstrasenschicht eine zusätzliche Dämmung, die aus recycelten Reifen besteht, so dass die Rasenschicht nicht so hoch ist und dadurch deutlich weniger Granulat benötigt wird. »Diese doppelte Tragschicht haben wir auch in Gressenich«, ergänzt Axel Wirtz.

     

    Außerdem würden in Deutschland meist entweder komplett neu hergestellte Granulate oder Recyclate aus deutschen Altreifen genutzt, deren PAK-Gehalt sehr strengen und ständig geprüften Grenzwerten unterliegen.

     

    Hersteller bietet Proben an

     

    »Dadurch, dass die Auflagen für die Reifen, die wir verwenden, ebenfalls strenger werden, verbessert sich auch automatisch die Qualität des recycelten Materials«, sagt Michael Heiler. Wie alt die Reifen sind, aus denen das Granulat in Gressenich und Breinig besteht, weiß Heiler nicht genau. Aber er bietet allen seinen Kunden an, das Material auf den PAK-Gehalt untersuchen zu lassen. »Das ist im Labor leicht feststellbar und auch nicht besonders teuer«, sagt Michael Heiler.

     

    Moderne Kunstrasenplätze sind recht langlebig: Experten gehen davon aus, dass ein Platz bei richtiger Pflege eine Lebensdauer von bis zu 20 Jahren hat. Einmal pro Jahr muss er zwar aufgebürstet werden. Granulat muss kaum nachgefüllt werden. »Theoretisch besteht aber die Möglichkeit, auch das komplette Granulat einer Anlage auszutauschen«, sagt Michael Heiler.

     

    Das sind die Kunstrasenplätze in der Stadt

     

    In der Stadt Stolberg gibt es vier Vereine, die Kunstrasenplätze bespielen: Der VfL Vichttal, die SG Stolberg, der FC Stolberg und der SV Breinig. In Stolberg sind alle Kunstrasenplätze in wirtschaftlichem Eigentum der Vereine, nicht der Stadt.

     

    Im Zuge der Neuausrichtung der städtischen Sportanlagen hatte die Stadt den Vereinen einen Deal angeboten: Wenn Vereine fusionierten, dann erhielten sie für den Bau eines eigenen Kunstrasenplatzes entsprechende Zuschüsse der Stadt. Denn Kunstrasenplätze sind teuer.

     

    Der SV Breinig erhielt von der Stadt 900 000 Euro für den Bau einer neuen Sportstätte. 500 000 Euro gab es für den Kunstrasenplatz des FC Stolberg. Der VfL Vichttal und die SG Stolberg sind jeweils mit 250 000 Euro gefördert worden, um einen Kunstrasen aufzubauen.

     

    Derzeit arbeitet die Stadt an einer Prioritätenliste, anhand derer die Sanierung der Fußballplätze vorangetrieben werden soll, die sich noch im wirtschaftlichen Eigentum der Stadt befinden. Ab dem kommenden Jahr sollen 25 000 Euro in die Sanierung der Anlagen fließen.
     
    15. Oktober 2016
    Period15 Oct 2016

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